Kommunalwahl 2016 AfD-Leserbrief

Kommunalwahl 2016 AfD-Leserbrief


Es gab im Tageblatt einen Leserbrief der AfD zur Mahnwache vom 27. August. Dazu haben wir – sowie zwei der auf der Mahnwache befragten Kandidaten – Antworten verfasst, die unten angefügt sind.


AfD-Leserbrief vom 3.9.2016: Schon früher abgezockt

Zum Artikel „Das wollen die Buxtehuder Parteien“ schreibt H. Wiegers, (AfD-Kreis-Pressesprecher; Gründungsmitglied des nds. AfD-Landesverbands sowie des Stader Kreisverbands, Mitglied des Buxtehuder Stadtrats)

Das Klima verändert sich mit und ohne Harald Winter, Thomas Ringleben und Co. Dem Klimawandel ist es völlig wurscht, wer da protestiert oder auch nicht. Da helfen auch Klimamanager nicht, die kosten nur Geld, ohne auch nur einen einzigen Nutzen zu bringen.
Diejenigen, die uns heute den Kampf gegen den Klimawandel politisch verkaufen wollen, haben die Steuerzahler auch schon mit dem „Ozonloch“, dem „Waldsterben“ und dem „Ausbreiten der Sahara in die Sahelzone“ abgezockt. Das Ozonloch ist ver-schwunden, der Wald ist immer noch da und gedeiht prächtig und die Sahelzone wird auch immer grüner.
Über Energiepolitik kann man ja trefflich streiten, nur dass eine sichere und kostengünstige Versorgung eines hochkomplizierten Industriestaates wie der Bundesrepublik Deutschland nicht vom Zufall des Wetters (Sonne und Wind) abhängig sein kann, sollte eigentlich auch ein unterdurchschnittlich begabter Bürger dieses Landes begreifen können. Das eigene Wohlergehen ist davon direkt betroffen.
Wie wollen denn Harald Winter und Co sicher stellen, dass Firmen, wie die Kupferhütte Aurubis, die Hamburger Stahlwerke und die Aluminiumproduzenten auf Finkenwerder und in Bützfleth, sowie die Dow Chemical in Zukunft mit absolut sicherer Stromversorgung rechnen können?
Diese Leute, mit der ihnen eigenen ausgewiesenen Fachkompetenz, spielen mit den Arbeitsplätzen Tausender Menschen in unserer Region. Ich fasse das mal in einem Satz zusammen: Wenn Ideologie im Kopf ist, ist der Verstand im Eimer. Nicht nachvollziehbar ist allerdings, dass andere Parteien meinen, das substanzlose Geschwätz noch positiv kommentieren zu müssen. Den abso-luten Vogel abgeschossen hat dabei Herr Felgentreu mit der Forderung nach „verstärkter energetischer Nutzung von Gülle“. Er hat recht, es stinkt.


Hier unsere Antwort für die Mahnwache :
gekürzt veröffentlicht im Tageblatt am 6.9.2016

Sehr geehrter Herr Wiegers,

Sie weisen zu Recht auf die Erfolge bei der Bekämpfung des Ozonlochs und bei der Bekämpfung des Waldsterbens hin. Diese Erfolge sind das Resultat drastischer, staatlicher Eingriffe in das Wirtschaftsleben und Folgen einer angeblich Industrie-feindlichen Politik.

Dass sich heute das Ozonloch allmählich zu schließen beginnt, ist dem vor 30 Jahren erlassenen Verbot von FCKW zu verdanken. Hätte es dieses Verbot nicht gegeben, so wäre die Ozonschicht heute weitgehend zerstört und wir müssten aufgrund hoher Sonneneinstrahlung mit immensen Schäden für die Landwirtschaft rechnen. Wir wären alle einem sehr hohen Hautkrebsrisiko ausgesetzt. Und auch das Waldsterben konnte nur deshalb gestoppt werden, weil der Industrie hohe Auflagen bei der Abgasreinigung auferlegt worden sind. Wenn das nicht geschehen wäre, hätte unsere Industrie zwar weiterhin billiger produzieren können, aber wir hätten heute fast keine Wälder mehr und wir hätten ähnliche, immense Smog-Probleme, wie wir sie aus China (z.B. Peking) kennen, mit entsprechenden Folgen für unsere Lebensqualität und unsere Gesundheit.

Gerade Ihre Beispiele machen deutlich, dass wir unsere Lebensqualität und auch den Schutz der Umwelt nur mit langfristigen Konzepten sicherstellen und schützen können. Wenn wir uns ausschließlich an den kurzfristigen Gewinn-Interessen der Wirtschaft orientieren, verlieren wir das Wesentliche aus den Augen – nämlich eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder.

Dieses Prinzip lässt sich auch auf Atomausstieg, Energiewende und Klimaschutz anwenden. Auch hier tragen wir Verantwortung und müssen dringend umsteuern, um unsere Zukunft zu bewahren. Das Motto muss dabei sein: Heute das Richtige tun, damit es uns morgen gut gehen kann. Ich bedaure es sehr, dass Sie als Pressesprecher der AfD, dieses Prinzip ablehnen und beispielsweise noch immer die zukunftsweisenden, staatlichen Maßnahmen vergangener Jahrzehnte zum Schutz der Ozonschicht und zur Bekämpfung des Waldsterbens verdammen.

Das lässt mich befürchten, dass eine von der AfD geleitete Energie- und Umweltpolitik innerhalb weniger Jahrzehnte die Lebensbedingungen deutlich und nachhaltig verschlechtern wird, indem Sie alle notwendigen Vorsorgemaßnahmen außer Acht lassen und sogar bekämpfen.


Leserbrief des stellvertretenden Buxtehuder SPD-Vorsitzenden Dr. Lampe:
Der Leserbrief von Helmut Wiegers zeichnet sich aus durch eine seltsame Mischung aus Unkenntnis, Ignoranz und Polemik. Offensichtlich ist dem Schreiber nicht bekannt, dass gerade die Beispiele „Waldsterben“ und „Ozonloch“ für eine erfolgreiche Umweltpolitik stehen. Nachdem bei beiden Vorgängen die Ursachen erkannt waren – im Falle des Waldsterbens die Emission von Schwefeldioxid und beim Ozonloch die FCKW – wurde mit Erfolg gegengesteuert: Der Schwefelgehalt von Brennstoffen wurde auf nahezu Null abgesenkt. Das weltweite Verbot der Verwendung von FCKW stoppte die Ausweitung des Ozonlochs. Heute kann man sagen: Das Problem des „Waldsterbens“ ist nahezu überwunden, die Ozonschicht regeneriert sich wieder.
Die Aussage zum Klimawandel zeigt die Ignoranz des Schreibers: Tatsache ist, dass seit Beginn der industriellen Revolution der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre ansteigt und mit über 400 ppm einen Wert erreicht hat, wie er vor mehr als einer Million Jahren herrschte. Tatsache ist weiterhin, dass das Kohlendioxid in der Atmosphäre entscheidenden Einfluss auf die Energiebilanz der Erde hat: Mit zunehmender Konzentration wird mehr von der eingestrahlten Sonnenenergie auf der Erde zurückgehalten. Der Klimawandel ist die Folge.
Die Menschheit musste sich in ihrer Geschichte schon häufiger mit Klimawandel und dessen Folgen auseinandersetzen. Sehr häufig waren Hungersnöte, Seuchen, Migration und Zusammenbrüche von Staaten die katastrophale Folge, nicht umsonst werden diese Vorgänge auch als die fünf apokalyptischen Reiter der menschlichen Geschichte bezeichnet. Zum ersten Mal verursacht nun der Mensch einen massiven Klimawandel: Die apokalyptischen Reiter sind schon unterwegs, wenn man die Vorgänge im Nahen Osten oder Afrika betrachtet. Der syrische Bürgerkrieg wurde übrigens durch eine der heftigsten Dürren der letzten 900 Jahre verursacht. Als Folge mussten und müssen Millionen von Menschen ihre Heimat verlassen.
Zu der billigen Polemik in dem Leserbrief möchte ich mich nicht weiter äußern. Sie zeigt nur: Fehlende sachliche Argumente werden durch persönliche Angriffe auf unterstem Niveau ersetzt.


Leserbrief des grünen Ratsmitglieds U. Felgentreu :
Ohne Menschen wie Harald Winter, Thomas Ringleben und weiteren Millionen, die sich seit Jahren freiwillig mit viel Hingabe dafür einsetzen, den durch Menschen verursachten Klimawandel zu stoppen, wären alle negativen Auswirkungen auf der Erde noch viel gravierender.
Über Energiepolitik kann und sollte man streiten. Ja, wir brauchen eine sichere Energieversorgung für die Bundesrepublik. Das aber geht nicht mit dem rückwärtsgewandten Energieprogramm der AfD.
Sie wollen die Energiewende in der Bundesrepublik stoppen und die Laufzeit der Kernkaftwerke verlängern und neue bauen, damit wir angeblich eine sichere, saubere und kostengünstige Energieversorgung haben.
Ihnen ist schon bewusst, dass wir keine Brennstoffe für Kernkraftwerke habe, diese importiert werden müssen und Abhängigkeiten schaffen. Auch gibt es weltweit kein Konzept für die sichere Lagerung der abgebrannten Brennstoffe. Vor allem aber stellen die Kernkraftwerke ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko dar.
Auch die Kohlekraftwerke sind kein Garant für eine sichere Energieversorgung. Die Auswirkungen vom Abbau der Kohle sind global gesehen verheerend. Die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter in den Kohleminen sind mehr als schlecht. Viel gravierender aber sind die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima.
Bei der Energiewende werden nicht nur die Sonne und der Wind, wie von ihnen unterstellt genutzt. Vielmehr geht es um den Einsatz verschiedener Technologien, die sich natürlich regional unterscheiden. Genau diese Vielfalt der Energieproduktion aus regenerativen Quellen sichert eine ausreichende Versorgung.
Dazu zählt auch die Energiegewinnung aus Gülle und Fäkalien. Ja, Gülle stinkt. Vor allem werden durch die massive und unkontrollierte Ausbringung auf Felder unser Grundwasser, unsere Flüsse und Meere extrem belastet. Die Gewinnung von Energie aus Gülle ist keine Fiktion, sondern technisch umsetzbar und notwendig.
Auch gibt es große Fortschritte bei der Speicherung der gewonnen Energie. Wir sollten nicht darauf warten, dass andere für uns die Energiewende realisieren, sondern wir sollten sie selbst vor Ort mitgestalten.


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